Rezension: Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse3 min read

Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse 3.2 ist ein ergänzendes Werk speziell zur Rich Client Platform (RCP) von Eclipse. Experte Berthold Daum holt mit dem Werk zu einem gründlichen Rundumschlag aus und bietet dem Leser eine fachspezifische Einführung in die Anwendungs-Entwicklung auf Basis der Eclipse-Plattform.

Eclipse ist mehr als bloß eine Java-Entwicklungsumgebung: Es bietet eine komplette Ablaufs- und Kreationsplattform für eigene Rich-Client-(Desktop)-Anwendungen. Was mit einfachen Plug-Ins in der Version 2 der Eclipse-Plattform begonnen hat, ist seit der Veröffentlichung des dritten Release eine allgemeine Basis für betriebssystemsübergreifende Desktop-Applikationen. Die vorliegende zweite, aktualisierte Fassung von Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse baut auf Version 3.2 auf und bietet doch einige Neuerungen gegenüber der erst ein Jahr alten Erstausgabe des Werkes von Berthold Daum.

Der rote Faden
Das Buch beginnt mit einer Einführung in die Rich Client Platform (RCP) von Eclipse und beschreibt die theoretischen Konzepte dahinter sowie die ersten Schritte zur eigenen RCP-Applikationen. Der Autor erklärt zwar sehr detailliert die Wizards, die für die Konfiguration und Bereitstellung der Anwendung entscheidend sind. Für den Leser ist es aber an dieser Stelle essentiell, dass er das Gelesene sofort umsetzt und die beschriebenen Schritte simultan am PC ausführt – der rote Faden geht sonst verloren. Leider trägt die geringe Dichte an Abbildungen nicht gerade zum Verständnis bei: Größtenteils ist die Beschreibung von Eingabeformularen oder ähnlichem nur als Text dargestellt, was ein gemütliches Schmökern des Buches in ungezwungener Atmosphäre unmöglich macht.

Weit ausgeholt
Nach der Einführung in die Spezifika der Eclipse-RCP setzt der Autor den Fokus auf die Oberflächen-Gestaltung von Rich Clients aus. Er wandert dabei auf Pfaden abseits der populären SWING-Darstellungsbibliothek und bringt gute Argumente für den Einsatz von SWT (standard widget toolkit), das darauf basierende JFace und die Forms API. Dieses Kapitel ist wohl ein Highlight von Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse 3.2, da es wirklich faktisch und pointiert die Vorzüge von SWT gegenüber den alteingesessenen Bibliotheken SWING und AWT heraus stellt.

Unnötiger Tiefgang
Weiterhin befasst sich der Autor mit Problemen der Datenhaltung. Etwas zu sehr in die Tiefe geht dabei der allgemeine Teil über relationale Datenbanksysteme und andere Persistenz-Strategien. Hier verzettelt sich der Autor zu sehr in Low-Level-Datenbank-Zugriffsfragen, anstatt sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren. Die Beschreibung der objektrelationalen Datenbankbrücke Hibernate ist ganz anschaulich ausgefallen – jedoch auch wieder äußerst tiefgreifend. Die beiden letzten Teile des Buches widmen sich der Darstellung von integrierten Objekten und der Administration von Rich-Client-Applikationen. Die auf dem Rückentext des Buches präsentierten Technologien wie SyncML (XML Format für Datensynchronisierung) werden zwar erwähnt, kommen aber leider etwas zu kurz. Auch das in der zweiten Auflage neu dazugekommen Kapitel über BIRT (Business Intelligence and Reporting Tools, ein Eclipse-Projekt für professionelle Berichte) umfasst tatsächlich nur knappe zehn Seiten. Hier fehlt dem Buch wiederum die Tiefe, die bei den vorangegangenen Kapiteln über die Datenhaltung einfach zu viel des Guten war.

Highlevel Java?
Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse 3.2 ist ein anspruchsvolles Werk. Allerdings liegt dies nicht an der Schwierigkeit des Java-Codes, sondern an der Komplexität der RCP. Hier versäumt es der Autor teilweise, eben diese Komplexität zu entschärfen und stellt den Leser vor eine echte Herausforderung, den Ausführungen zu folgen. Ein kleines Detail, das diesen Eindruck subjektiv unterstreicht, ist die Tatsache, dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist. Man gewinnt so den Eindruck, dass es der Autor für sich selbst schreibt und nicht für den Leser.

Fazit
Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse 3.2 ist ein echtes Profi-Buch. Berthold Daum schafft es allerdings an manchen Stellen nicht, sein Fachwissen verständlich an den Leser zu bringen. Selbst für fortgeschrittene Java Entwickler ist dieses Buch eine echte Herausforderung.

Infos
r100dpunkt_rich-client.jpg
Titel: Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse 3.2
Autoren: Berthold Daum
Verlag: Dpunkt (2. Auflage, Oktober 2006 / dpunkt.de)
Umfang: 512 Seiten
ISBN-10: 3-89864-427-8
ISBN-13: 978-3-89864-427-3
Preis: 46 Euro

Comments

One response to “Rezension: Rich-Client-Entwicklung mit Eclipse3 min read

  1. Gerhard Schuster Avatar

    Mein Fazit: Dieses Buch ist ein schön gestalteter Blender. Die Struktur des Buches ist sehr vielversprechend. Leider hat der Author nicht vermocht diese Struktur mit sionnvollem Inhalt zu füllen.
    Das Buch ist für jeden eine Herausforderung, weil was da drinnen steht zum großen Teil Schwachsinn ist.
    Der ist aber so gut verpackt und präsentiert, dass der Leser eher gewillt ist an seinen eigenen Fähigkeiten zu zweifeln, als an denen des Authors.
    Zugegeben, es macht sich sehr gut im Bücherregal, aber das ist keine 46€ wert.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *